Lupusverlach

Noch eine Seite die keiner braucht

Die Geschichten der Eltern oder Großeltern

von | 10 Mai, 2018

Ich stamme von einer Generation die noch die Geschichten aus der Zeit vor 1945 und danach, von den Eltern oder Großeltern persönlich erlebtes erzählt bekommen hat. Teilweise sogar noch das erlebte aus Kaisers Zeiten. Im Zivildienst hatte ich sehr viel mit dieser Generation zu tun, die zwischen 1900 und vor 1925 geboren waren. Im Juli 1925 erschien der erste Band von Mein Kampf1.

Das hört sich heute alles so weit weg an, jedoch waren Menschen die im ersten Weltkrieg als Soldat gedient hatten zu meiner Zivildienstzeit (1981 bis 1982) um die 80 Jahre alt. Mein Großvater, den ich noch persönlich kannte, war so einer.  Ferner, wer 1939 gerade mal 18 Jahre alt war und somit im wehrfähigen Alter, war zu meiner Geburt (1963) gerade mal 42 und 1979 waren diese Menschen erst 58 Jahre alt. Da war ich 16, genau in dem Alter als ich schon mitten einer Phase war, in der mich für die große Zusammenhänge der Welt interessiere.

Die Menschen die 1933 Adolf nicht verhindert haben oder ihn gar gewählt hatten, waren 1979 gerade mal 78 Jahre alt. Meine Generation konnte bei einigen Menschen auch noch die Folgen dieser Zeit sehen. Meinem Großvater fehlten ein paar Finger. Als Kind auf dem Spielplatz sah ich oft zwei Herren die ihre Enkelkinder begleiteten. Dem einen fehlte eine Bein dem anderen ein Auge und ein Arm. Zudem habe ich einen Onkel der über Russland von einem Feindflug nicht zurück gekehrt ist und einen der in Frankreich gefallen ist.

Immer wieder höre ich den bescheuerten Spruch „die Geschichte wird von den Siegern geschrieben“ und wollen mir damit sagen, das vieles aus der Zeit im Dritten reich so nicht stimmt.

Sorry ihr lieben Geschichtsverdreher, meine Generation kennt einfach viel zu viel Zeitzeugen die eurer Weltbild aus der Zeit bis 1945 widersprechen.
Meine Generation ist mehr als gut informiert, denn wir haben die Geschichte nicht von den Siegern erhalten, sondern von Opfer und Täter persönlich.

Die rechten Kräfte scheinen es derzeit zu schaffen, unsere Geschichte für viele Menschen in ein falsches Licht zu stellen, nach dem Motto „so schlimm war es doch gar nicht“ oder „es waren Helden die unser Land verteidigt haben“.

Demokratie bekommt man nicht geschenkt, die muss immer wieder neu erkämpft werden.

Die Tatsache das im Bundestag eine Partei ist, die die ideale der meisten Menschen mit den Füßen tritt ist mehr als beschämend für mich. Diese Gesinnungsgenossen sind nach wie vor nicht die Mehrheit. Aber sie sind nach wie vor lauter als die schweigende Mehrheit. Umso wichtiger ist es für jeden sich dagegen zu stemmen und diesen Menschen zu zeigen „nein wir wollen das nicht“. Es wird nie enden, aber die Demokratie muss immer wieder neu erkämpft werden, sonst verliert man. Auch wenn man nie gewinnen kann, verliehen kann man aber immer.

Dunja Hayali 2 hat dazu mal etwas sehr passendes gesagt 3:
„Bedrohung und Hass hat nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun“
Per se traue ich erst mal überhaupt keinem Politiker blind – egal, ob etabliert oder nicht. Aber unter Populisten beschreiten Länder einen unguten Weg – nämlich weg von der Diversität, hin zu Nationalstaatlichkeit. Sie schüren Ängste, sie übernehmen fürs eigene Versagen keine Verantwortung, sondern begeben sich in die Opferrolle und sie klären nicht auf, sie bauschen auf. Und um das eigene Unvermögen oder Minderwertigkeitsgefühl zu übertünchen, begeben sie sich in eine Art Machtextase. Sprich: sie wollen den Ausbau von Macht unter allen Umständen und mit allen Mitteln. Ich würde mich immer hüten, Populisten zu folgen. Das heißt aber nicht, dass man Politiker, die den Zusatz Populisten nicht tragen, nicht auch kritisch beobachten sollte.

Fußnote

  1. Mein Kampf – Wikipedia
  2. Biografie Person Dunja Hayali
  3. http://www.goldenekamera.de/ – Dunja Hayali: „Bedrohung und Hass hat nichts mehr mit Meinungsfreiheit zu tun“